Singendes Erzählen
Zwischen den Szenen des Theaterstückes gibt es immer wieder Erzähltexte, die die Handlung des Stückes voranbringen. Diese werden meist nicht gesprochen, sondern gesungen. Manuela Widmer nennt dies "singendes Erzählen". Darunter ist Folgendes zu verstehen:
"Statt zu sprechen, singen wir den Text, der erzählt werden soll auf einem Hauptton. Nur bei besonders wichtigen Wörtern wechseln wir auf einen anderen Ton und "verzieren" das Wort singend. Dazu stehen uns einige Möglichkeiten zur Verfügung, die wir sprechend nur bedingt oder gar nicht haben: wir dehnen ein Wort, um es wichtiger, größer zu machen; wir singen ein Wort lauter, leiser; wir verwenden viele Töne auf einer Wortsilbe, wickeln eine "Tongirlande" herum (in der Fachsprache nennt man das ein Melisma oder auch eine Koloratur. [...])" (Widmer 2004, S. 69)
Hier kannst du dir drei Beispiele anhören. Das erste ist sehr einfach auf einem Hauptton und wenigen Nebentönen gesungen. Das zweite schmückt wichtige Worte aus und das dritte verziert diese schon mit kleinen Melodien.
Jetzt bist du an der Reihe!
Sing den Text erst mal nur auf einem Ton.
Welche Worte sind wichtig? Wechsle bei diesen Worten zu einem anderen Ton.
Manche dieser wichtigen Worte kannst du mit Verzierungen ausschmücken. Überleg dir auch, welche Stimmung dazu passt. Soll es verspielt klingen, traurig, furchteinflößend, mächtig,...? Je nachdem kannst du andere Melodien, Rhythmen und musikalische Figuren einbauen.
Welche Version gefällt dir am besten?
Warum erzählen wir singend?
- Die Singstimme hebt sich vom "Alltagsgebrabbel" ab, man horcht auf und gerne zu.
- Sie ist unmittelbarer, individueller Ausdruck meiner selbst.
- Singend kann ich nicht stottern und nicht leiern.
- Singend lasse ich mir oft mehr Zeit, bin konzentriert und präsenter.
- Die Singstimme trägt weiter, und der gesungene Text ist somit besser verständlich.
- Die singenden Erzählstellen sind begehrte Soloaufgaben und lassen sich auf mehrere Sänger*innen aufteilen.
(Widmer 2004, S. 69)